„Mach mir was mitanand“ – 30 Jahre Ökumenisches Emmauszentrum

Pfr. Stolz und Pfr. Burger beim Segen
Bildrechte Hubert Mauch

„Geh, mach mir was mitanand“, mit diesen Worten von Alois Anetseder begann es mit dem ökumenischen Emmauszentrum am Rande des Kurgebietes von Bad Griesbach. Das erzählt sein ehemaliger evangelischer Kollege Martin Geisler am Rande der Jubiläumsfeierlichkeiten. Über 30 Jahre ist das her, beide sind jetzt Ruheständler und Ehrengäste beim 30. Kirchweihfest.

Die Emmauskirche ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Ein lichtdurchflutetes Halbrund öffnet sich dem Besucher, Blickfang ist die knallbunte ausgemalte Apsis des Kirchenmalers Oskar Koller, über dem Altar hängt ein rostiges Kreuz mit etwas dicklichen Emmausjüngern - das ein wenig an eine riesengroße Obstkiste erinnert - gestaltet von dem Künstler Waldemar Otto und die Emmauskirche ist ökumenisch. Sie wurde von beiden Kirchen gebaut. Das ist einzigartig in Bayern.

Am 11. Oktober 1992 weihten der evangelische Landesbischof Johannes Hanselmann und der katholische Bischof von Passau, Franz Xaver Eder das Kirchengebäude gemeinsam. Seither sind die beiden Konfessionen in Bad Griesbach immer stärker zusammengewachsen.

„Emmaus ist ein Zeichen gelebter Ökumene“, sagte der evangelische Dekan Jochen Wilde beim Jubiläum, das ungezählten Besucherinnen und Besuchern des Thermalbades ein geistliches Zuhause auf Zeit gegeben habe. Für den Dekanatsbezirk habe Emmaus einen immensen Stellenwert. „Wir verstehen das ökumenische Zentrum als Gabe – aber auch als Aufgabe“.

Auch der katholische Bischof Stefan Oster stellte in seinem von Domkapitular Gerhard Auer im Festgottesdienst verlesene Grußwort das „Miteinander“ in den Vordergrund. Es sei das Besondere und Wertvolle, das das Ökumenische Zentrum Emmauskirche ausmache. Das „wegweisende Miteinander kommt schon in der Namensgebung dieser Einrichtung zum Ausdruck“, so Bischof Oster.

Dieser Geist des Miteinanders kam dann auch in der gemeinsamen dialogischen „Festpredigt“ der beiden Kurseelsorger, dem evangelischen Pfarrer Klaus Stolz und dem katholischen Priester Roland Burger zum Ausdruck. Sie schlüpften in die Rolle der Emmausjünger und unterhielten sich über Gott und die Welt, die Menschen die hier ein- und ausgingen, Bischöfe, Domkapitulare, Dekan*innen und sonstigen Würdenträgern, die Pfarrer: „bei manchem versteht man eh nix, weil er zu schnell oder zu leise oder zu niederbayerisch oder auch zu abgehoben predigt“, die Kurgäste, die bunte Wandmalerei, ihre eigene künstlerische Gestaltung als Bronzefiguren im Kreuz über dem Altar als Kurgäste in Badehose und mit Bauchansatz oder den Regen der durchs Dach tropft.

„Wir sind Kirche, eine Gemeinschaft von glaubenden Menschen“, betonte Pfarrer Stolz und rief dazu auf die nur geringfügig unterschiedlichen Glaubensbekenntnisse in „ökumenischer Verwirrung“ zu sprechen, also die Evangelischen das katholische und die Katholiken das evangelische. Im Zusammenläuten der beiden Glocken, der evangelischen Luther-Glocke und der katholischen Bruder-Konrad-Glocke beim Gebet „Vater unser“ kam gegen Ende des Festgottesdienstes noch einmal das Miteinander hörbar zum Ausdruck.

Regionalkantor Rudi Bürgermeister an der Orgel, Andreas Bürgermeister an den Pauken und Michael Lakota an der Trompete gestalteten den Gottesdienst musikalisch.

Für die Mesnerin Katharina Hohlweg war das Kirchweihfest ein Abschied. Ihr 30jähriges Engagement wurde mit einem Geschenk und Blumen gewürdigt.

Text und Bilder: Hubert Mauch, Pressereferent im Ev.-Luth. Dekanat Passau